Mittwoch, 2. April 2014

Die Stadt sind wir | Teil 2

Am 12. März wurde das neue Chemnitzer Kommunikationskonzept vorgestellt. Seitdem haben viele Menschen ihr Bekenntnis zu unserer Stadt abgegeben. Von meinem eigenen Bekenntnis habe ich schon in Teil 1 geschrieben.

Die aktuelle Kampagne sollte uns aber nicht darüber hinweg täuschen, dass unser Stadtmarketing weiter eine Baustelle bleibt. Eine Baustelle, die besondere Bedeutung hat. Denn Chemnitz konkurriert mit anderen Städten um Investoren, Fachkräfte und Gäste.

Die Stadt hatte 2013 zu einem Wettbewerb eingeladen. Gesucht wurden sowohl "drei kurzfristig umzusetzende Maßnahmen", als auch ein Konzept "für die langfristige Marketingstrategie der Stadt Chemnitz bis zum Jahr 2020". Die Frage, wer dieses Konzept langfristig umsetzen soll, blieb dabei vorerst unbeantwortet. Die bestehenden Strukturen jedenfalls werden seit langem als uneffektiv kritisiert.

Zuständig für das Stadtmarketing war bis 2011 die CMT City-Management und Tourismus Chemnitz GmbH, die bereits personell unterbesetzt war. Nach dem Weggang des CMT-Chefs Michael Quast wurden die verbliebenen Mitarbeiter in die CWE Chemnitzer Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH übernommen. Damit hatte der Stadtrat zwar tatsächlich Bereiche zusammen geführt, die sinnvoll zusammen wirken. Die Umstrukturierung führte aber vor allem dazu, dass die Stelle von Quast im Stadtmarketing nicht neu besetzt wurde. Das sowieso schwach besetzte Stadtmarketing wurde damit weiter abgewertet.

Heute haben FDP und Grüne diese Facetten vergessen. Stattdessen heißt es, die Fusion von CMT und CWE habe keine Verbesserung des Stadtmarketings gebracht. Die Konsequenz müsse die Gründung einer eigenständigen Marketinggesellschaft sein. Das nenne ich witzlos! Meine Vorstellung von erfolgreichem Stadtmarketing jedenfalls sieht anders aus.

  • CWE stärken: Das Stadtmarketing ist bei der CWE richtig angesiedelt. Wenn die CWE mehr leisten soll, dann müssen wir auch bereit sein mehr Geld  für mehr Personal bereit zu stellen.
  • Holpflicht fürs Stadtmarketing: In der aktuellen Kampagne wurde erkannt, dass die Chemnitzerinnen und Chemnitzer das Marketing ihrer Stadt nicht nur tolerieren, sondern aktiv gestalten und mittragen müssen. Deswegen kann jetzt jeder sein Bekenntnis abgeben. Die Webseite, über die jedem eine Beteiligung möglich ist, lässt aber auch viele Menschen außen vor. Darunter viele Kritiker (von Marketing und/oder der Stadt) und Menschen, die das Internet nicht oder nur wenig nutzen. Deswegen brauchen wir weitere Beteiligungsmöglichkeiten und ein Stadtmarketing, dass auch aktiv auf alle Skeptiker zu geht. Nur wer aktiv nach Meinung, Wissen und Wünschen fragt zeigt letztlich Interesse und Wertschätzung, die wir für unser gemeinsames Ziel brauchen: Ein besseres Chemnitz.         
  • Konsequente Umsetzung: Wer zum Beispiel glaubhaft vertreten will, eine besonders grüne Stadt zu sein, muss diese Aussage immer wieder mit Inhalten erneuern. Da müssen Parks und Grünanlagen besonders gepflegt und der ÖPNV stetig ausgebaut werden. Und so ist es mit allen Schwerpunkten, die für eine Vermarktung herausgearbeitet werden sollen. Den Worten müssen Taten folgen. Natürlich auch auf politischer Ebene durch Schwerpunkte im städtischen Haushalt.

Wenn wir die Hoffnung auf ein starkes Chemnitzer Image nicht abschreiben wollen, dann müssen wir jetzt überlegt handeln. Viele Menschen haben Vorbehalte, wenn sie von Stadtmarketing hören. Denn sie denken, dass ihr zu Hause wie ein Waschmittel in der Werbung angepriesen werden soll. Mit jedem halbherzigen Versuch und jeder verkorksten Initiative steigen diese Vorbehalte. 

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